Warum ich mondsüchtig bin und die Stadt Halle sich ideal für diese Art der Fotografie eignet...
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Mondaufgang über Halle - im Hintergrund sind sogar markante Bauwerke in Leipzig zu erkennen.
In meinem ersten Blogartikel, den ich für euch verfasse, geht es um eine ganz besondere Art der Fotografie. Er ist verantwortlich für die Gezeiten, sorgt für schlaflose Nächte und erweckt den Werwolf. Die Rede ist von keinem geringeren als dem Vollmond. Der Jagd nach Mondbildern bin ich vor einigen Jahren komplett verfallen. Entstanden ist diese Leidenschaft rein zufällig. Nachdem ich sämtliche Ecken in Halle mit weitwinkligen Objektiven abgelichtet hatte, reizte es mich etwas Neues auszuprobieren. Ich kaufte mir ein Super-Tele mit einer Brennweite von 150-600 mm, das Sigma 150-600mm F5,0 - 6,3 DG OS HSM Contemporary. Von der Größe und Optik war ich begeistert aber es sollte eine Weile dauern bis wir Freunde wurden. Das Gerät passte nicht mehr in eine Kameratasche und schränkte Mobiltät und Fortbewegung mit knapp 2 Kilo enorm ein. Auch die Handhabe war völlig neu für mich. Mit dem Tele ist dann auch noch ein Stativ Dauerbegleiter im Gepäck geworden, denn die lange Brennweite lässt sich selbst durch eine ruhige Hand nicht beherrschen. Verwackelte Bilder sind ohne Stativ das Resultat. Wie alles, was ich mir autodidaktisch in der Fotografie beigebracht habe, tastete ich mich Stück für Stück an das Tele heran. Ein langer Kampf zwischen Ehrgeiz und Frustration.
Ich besuchte meine Lieblingsorte mit Weitblick über die Stadt, probierte mit den Einstellungen herum, tastete mich an eine neue Art des Bildschnitts heran und sichtete die Bilder später am PC um Mängel festzustellen und sie beim nächsten Versuch optimieren zu können. Immer und immer wieder. Am 7. August 2017 fand dann eine partielle Mondfinsternis statt, die ich unbedingt beobachten und fotografieren wollte. Ich wartete also aufgeregt auf einem Felsen am Amselgrund mit Blick nach Osten gen Mondaufgang. Die ersten technisch brauchbaren Bilder mit dem Mond am Horizont entstanden. Mit dem Bildschnitt bzw. dem Motiv war ich allerdings nicht zufrieden. Herausragend sieht anders aus. Es entstanden Zweifel an der Echtheit so mancher Aufnahmen, die mich zuvor umgehauen hatten. Immerhin kann man derartige Bilder einfach mit Photoshop fälschen und den Mond in Stadtszenen mit ein paar Klicks einfügen.
Pauluskirche und aufgehender Vollmond mit partiellem Erdschatten
Es entstanden viele Bildideen, doch die Versuche ließen auf Grund der Misserfolge in der Umsetzung erstmal nach. Jedes Mal, wenn der Vollmond aufgeht, passiert das von einem bestimmten Standort aus gesehen, an einer anderen Stelle am Horizont. Grund dafür ist die elliptische Laufbahn. Um den Erdtrabanten exakt hinter oder neben ein Gebäude zu positionieren, bedarf es sehr guter Planung. Ich entdeckte zufällig Photopills - eine App mit der man derartige Bilder im Detail planen kann. Auch hier musste ich mich einarbeiten und lernen. Da kann durchaus sehr viel Zeit vergehen, denn Vollmond ist ja nur etwa alle 30 Tage. Die App basiert auf Karten, die mittels Sichtlinien von einem Standort den Auf- und Untergang von Mond und Sonne bestimmt. Um die Himmelskörper am Horizont mit Bauwerken oder Stadtszenen zu kombinieren, ist es wichtig den Standort und den freien Blick auf das Motiv schon vorher gut zu kennen. Ebenso wichtig ist, dass es klar und der Horizont frei von Wolken ist. Wenn man nun bedenkt, dass nur 12 Mal im Jahr Vollmond ist, kann man sich vorstellen, wie selten solche Aufnahmen funktionieren.
Aber warum eignet sich Halle für derartige Fotos so gut?
Kurz hat er durch die Wolken durchgeschaut: Vollmond über Burg Giebichenstein
Halle hat auf beiden Seiten der Saale fantastische Aussichtshügel zu bieten. Einige dieser Aussichtspunkte hat man meist für sich allein. Da ist dieser Weitblick über die Stadt, die Sonne geht unter, die Lichter der Stadt gehen nach und nach an und man blickt in aller Ruhe auf den immer stiller werdenden Trubel hinab. Der weite Horizont wirkt beruhigend. Der Blick auf unsere Sehenswürdigkeiten lässt innehalten, die Heimat auf ganz ander Art wirken und wirft so manche Fragen auf. Wie lange sind sie schon da? Welche Szenen haben sie in den vergangenen Jahrhunderten miterlebt? Fragen wie diese beantworten die Museen und Kulturhäuser. Der Blick von den Hügeln soll für mich markante städtische Gebäude mit unserem Mond verbinden.
Habe ich nun mittels App perfekt geplant und am Horizont sind keine Wolken, dann geht der Vollmond exakt da auf, wo ich ihn in meinem Foto haben will. Ich beobachte gespannt den beruhigenden Blick auf die Stadt. Das Stativ ist aufgebaut und Kamera samt Objektiv zielen auf das Motiv. Der Bildschnitt ist so eingestellt, dass das finale Bild das Auge einlädt und ein paar Testfotos wurden angefertigt. Nun muss sich nur noch der Mond am Horizont zeigen. Dann taucht er auf und ich warte kurz aufgeregt ab bis er perfekt steht. Durch das Tele betrachtet, wandert der Mond in Sekundenschnelle am Horizont empor. Damit das Bild nicht verwackelt, löse ich via Fernauslöser aus. Ist es im Kasten, beobachte ich mit nachlassendem Adrenalin wie der Vollmond weiter den Himmel hinaufklettert und sein reflektiertes Licht immer heller werdend auf die Stadt wirft.
Einen erstklassigen Rundumblick über die Sehenswürdigkeiten von Halle bietet der Ochsenberg
Mittlerweile ist der Mondaufgang auch oft nur ein persönlicher Vorwand um den Blick auf die Stadt und die damit einhergehende innere Ruhe zu genießen. Allerdings hat es gelegentlich auch trotz Wolkenprognose geklappt, dass der Mond mal kurz durchlugt. Als wolle er sagen: "Tut mir leid, heute möchte ich mich lieber zudecken." Da ich mein Equipment aber immer dabei habe, ist auch dieser kurze Moment gesichert.
Ein unvergesslicher Moment - ein Bild wie vorhergesehen
Für das Bild mit dem Mond zwischen den beiden Hochhäusern am Pfännereck erkundete ich mit meinem Sohn intensiv die Gegend und prägte mir den Blick so gut ein, dass ich mit Photopills den kommenden Vollmondaufgang exakt planen konnte. Dann kam der Tag. Ich lud zwei Freunde auf ein Bier zu einem besonderen Ereignis ein. Es ging zum Aussichtspunkt und wir warteten. Ich zeigte den exakten Punkt, wo der Mond aufgehen würde. Missgläubig blickten sie in jene Richtung bis er dann ganz schwach am Horizont auftauchte. Jeder kennt diesen einzigartigen Moment, wenn der Vollmond in der Dämmerung am Horizont steht. Er wirkt außergewöhnlich groß und die Partikel in der Luft färben ihn zart rosa bis orange. Wir beobachteten das Phänomen auf meinem Kameradisplay. Rasend schnell wanderte er durch das Bild. Ein perfekter Moment, eingefangen für die Ewigkeit. Das Bild ist so beliebt, dass es einen Monat in diversen Kalendern bestückt, auf einen limitierten Hoodie von Hallefornia gedruckt wurde und bereits an einigen Wänden hängt.
Blick durch die Lessingstraße zum Wasserturm Nord
Natürlich funktioniert das Ganze auch mit der Mondsichel, denn auch sie geht in der Dämmerung auf und unter. Nur dann ist ausreichend Restlicht verfügbar um aussagekräftige Fotos zu produzieren.
In meinem Bilder-Shop könnt auch ihr eine Auswahl dieser Mondbilder in vielen verschiedenen Variationen erwerben.
Ich freue mich auf eure Anregungen und Komentare.
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Rainer Stief (Donnerstag, 19 September 2024 23:54)
Das Bild am Pfänner. Welches Objektiv, Kamera? Und Vorsicht ich bin Profifotograf!!!!!!!!!!